Zum Gedichtband: "Was das Ewige Licht erzählt"

 

Gedichtband: Himmelsflug und Erdenfahrt

 

Dieses Buch, das hier abgebildet ist, habe ich vor längerer Zeit beim stöbern alter Bücher auf einem Flohmarkt gefunden. Ein Prachtstück vom Aussehen - Kopf, Vorderseite und Fuß vergoldet -  und eine Schatztruhe vom Inhalt her.  

Es beinhaltet eine Sammlung der Gedichte und Lieder von Cordula Wöhler. Erschienen ist das Werk im Verlag Fel. Rauch, Innsbruck,  1899

 

 

 

 

Cordula Peregrina

                                  (C. Wöhler)

 

 

 

 

 

 

 

Zu den Gedichten:

Was ist das Leben.

 

Maimorgen am Meer

 

Der Lerche Lied — zur Lehr' im Leid!

 

Himmelsblau

 

Uns’re schönsten Lieder

 

Himmelfahrt

 

Der Titel:

 "Himmelsflug und Erdenfahrt"

ein

Bilderbuch nach Dichterart

Von

Cordula Peregrina

(C. Wöhler)

 

Cordula Schmidt geb. Wöhler  war Dichterin und Schriftstellerin.  Sie wurde geboren am

17. 06. 1845  in Malchin/ Mecklenburg und starb 6. 02. 1916 in Schwaz/ Tirol.

Sie war die Tochter des evangelischen-lutherischen Pastors Johann W. Wöhler. 

Wegen ihres Glaubenswechsel 1870 zur katholischen Kirche wurde sie von ihren Eltern verstoßen.  

Weder Kummer noch Schmerz, auch dass sie enterbt wurde, hielten sie davon ab der  katholischen Kirche beizutreten. 

1871 bekam sie in Eben Tirol, eine Stelle als Magd bei dem zuständigen Pfarrer, wo sie sich ihren Lebensunterhalt verdiente. Danach arbeitete sie bei einem Bäckermeister und Schuster in Schwaz. 

1876 heiratete sie Joseph Anton Schmidt aus Bregenz. 

 

In ihrer Leidenszeit schrieb sie das Lied:

"Heimat, ade!"

Lebt wohl, ihr stillen Fluren, leb wohl du Vaterhaus!

Ich wollt, man trüge im Sarg mich heute hier hinaus!

Das wär ein leichter Scheiden als wo ich selber geh -

Das Aug voll heißer Tränen, das Herz voll Schmerz und Weh!

Von allen, die ich liebe für immer muss ich fort

In unbekannte Lande, an einen fremden Ort.

Warum? Nur weil den Glauben den falschen, ich verließ,

Als mir das Licht der Gnade zur wahren Kirche wies.

 

 

 Aus diesen Gedichtband einige Ausschnitte aus der Vorrede von Cordula Peregrina (C. Wöhler)

Vorrede.

Aus der Jugendzeit, aus der Jugendzeit

Klingt ein Lied mir immerdar;

O, wie liegt so weit, o wie liegt so weit,

Was mein einst war!

                                                                          (Rückert)  

  

Wer hat wohl nicht schon mit tiefer Bewegung diesen schlichten, und doch so tief ergreifenden Sehnsuchtsruf dem schwergeprüften Dulder wie auch dem hochbegabten Dichter aus ganzer Seele nachgesprochen, und wem klingt nicht das Lied "aus der Jugendzeit" immer und immer wieder - und um so heller und holder, je einsamer der Lebensweg wird, je mehr er  dem Grabe sich nähert, - durch das sinnende, sehnende Herz!

 

 Jung und glücklich sein, Natur und Leben gleichsam noch wie ein Paradies voll hehrer, unentweihter Schönheit vor sich liegen sehen, und da nicht in's Träumen und Dichten kommen, - mehr als zu einer andern Lebenszeit, - da nicht aus der Fülle des warmen, empfänglichen Herzens Lied um Lied hinaussingen, bald frisch und fröhlich schmetternd wie die Lerche, bald traum- und lieb'- und leidverloren, wie die Nachtigall, - das wär' schier ein undenkbar' Ding! 

Je ferner aber ein junges Herz der Welt steht, Je unberührter von ihrem Geist und von ihren Genüssen es seines Weges geht, je tiefer und voller es sich mit Gott und mit der Natur einlebt, je einfacher und reiner seine täglichen Freuden und Beschäftigungen sind, - desto reicher und voller wird auch auf seinem Pfade die Wunderblume der Poesie sprießen. 

Und beim stillen, sinnenden Wandern durch Flur und Wald, beim abendlichen Weilen an den Ufern des ewigen Meers, auf dessen endloser, mit dem Himmel verschwimmender Silberfläche die sinkende Sonne eine Zauberfülle goldenen Glanzes und purpurner Gluth gemalt hat, -  auf jedem Lieblingsplätzchen im Garten, von jedem Grabhügel auf heilig stillem Friedhof, aus jeden Vögleins Sange, aus jeden Bienleins traumhaft leisem Summen - wehen und winken, flattern und flüstern ihm immer neue Lieder entgegen! 

Ja wohl! "wer gibt mir, daß ich sei wie in den Tagen meiner Jugend, wo Gott heimisch war in meiner Hütte" und in meinem Herzen! - -

 

Wer möchte sie nicht festhalten und gleichsam auf's neue durchleben in den Bildern und Klängen der längst entschwunden, seligen Zeit! 

So habe denn auch ich aus ihnen eine Auswahl getroffen und zum schlichtem, prunklosem Kranze zusammen geflochten.

 

Daß diese Lieder  -- Wenn auch Jahre vor meiner Heimkehr zur Mutterkirche gesungen, -- dennoch schon katholischen Geist athmen, ist ganz natürlich, -- ich fühlte und dachte schon damals so ganz und gar katholisch, daß zum Beispiel in dem Liede "Seid eins im Herrn!" -- ich nur von katholischem Standpunkt aus reden konnte, nichts sehnlicher wünschend, als daß Alle -- gleich mir -- sich auf Seite der katholischen Kirche stellen, ihr sich einigen möchten in kindlich treuer Liebe, mit unerschütterlichem Muthe zu gemeinsamem Kampf gegen die Feinde von Wahrheit und Recht! -- -- 

 

Daß ich mich daran gemacht habe, die zahlreichen Lieder aus der Jugendzeit zu sammeln, zu sichten, und theilweise in vorliegendem Band erscheinen zu lassen, hat zunächst wohl darin seinen, daß man - beim nahen des Alters - mit um so größerer Zärtlichkeit die Erinnerungen der Jugend wieder aufzufrischen pflegt, dann aber auch die Thatsache, daß - wenn sich eines Dichters Augen schließen, aus den hinterlassenen Manuscripten alsbald von anderen Händen nach belieben der Oeffentlichkeit übergeben wird, und nicht selten wohl mag solche Auswahl und Herausgabe dann ganz anders ausfallen, als es im Sinn und Geist des Verstorbenen gewesen wäre! So drängte es mich denn, einen Theil dieser Manuscripte selber noch zu ordnen und 34 Jahre nach ihrem Entstehen dem Druck zu übergeben.

 

So darf wohl auch ich hoffen, daß - so lange noch junge Herzen schlagen, - diese Lieder aus der Jugendzeit verwandte Saiten in ihnen anschlagen, und in ihnen nachklingen werden wie selbstempfundene, wohlverstandene, seelenverwandte Weisen! 

Vielleicht aber mag auch Mancher, in dessen Leben - wie in meinem - die Sonne schon dem sinken nah' - einen theilnahmsvollen Blick in diese Blätter werfen, bei manchen Lied sich an eigene, ähnliche Seelenstimmungen, Natur- und Lebenscenen erinnere und leise sinnend des Dichters Worte wiederholen:

Aus der Jugendzeit, aus der Jugendzeit

Klingt ein Lied mir immerdar!

O wie liegt so weit, o wie liegt so weit,

Was mein einst war!

 

Schwaz, Tirol. Am Fest des hl. Apostels Matthäus 1898.

 

Cordula Peregrina

         (C. Wöhler)

  

 

  

  Ein Gedicht aus dem oben gezeigtem Buch:

 

"Himmelsflug und Erdenfahrt"

1.

Himmelsflug

 

Was ist das Leben

Von Cordula Peregrina

(C. Wöhler)

 

Was ist das Leben?

Ein Schwanken und Schweben

Vom höchsten Glück zum tiefsten Schmerz;

Ein banges Träumen,

Ein schnelles Verschäumen.

Ein wildes Meer für's arme Herz!

 

Was ist das Leben?

Ein fest sich Verweben

Von Herz zu Herz in engem Band;

Ein sich Umfassen,

Ein bang' sich Verlassen,

Ein Schmerzensschrei -- am Grabesrand!

 

Was ist das Leben?

Ein Gott sich ergeben,

Ein kindlich' Ruh'n an seiner Brust,

Ein muthvoll'  Wallen --

Trotz Fehlen und Fallen --

Durch Leid und Last zur ew'gen Lust! 

 

Was ist das Leben?

Ein himmlisches Streben,

Ein tägliches "Excelsius", 

Ein Heim sich Sehnen --

                                                                                                        Vom Thale der Tränen --

Nach Vaterhaus und Vaterkuss!

                                                                                         *

                                              

Maimorgen am Meer.

Cordula Peregrina (C. Wöhler)

 

Die weiße Wassermöve fliegt

Weit über's blaue Meer,

In gold'nem Morgenglanz sie wiegt

So frei sich, hoch und hehr.

 

Ein Fahrzeug furcht die klare Fluth, —

Die Segel leicht geschwellt, —

Des Schiffers Aug' wie träumend ruht

Auf Himmel, Meer und Welt.

 

Das leichte Boot auf lichter See

Hinfliegend traumesgleich, —

Die Möve — weiß wie frischer Schnee —

Im klaren Aetherreich,

 

Und Sonnenschein und Himmelsblau, —

Das gibt für Aug' und Herz

Ein Bild, d'ran kaum ich satt mich schau', —

Es zieht mich himmelwärts!

 

Wie wenn in hohem Dom ich wär'

Ganz einsam und allein,

So weht's mich an am weiten Meer, —

Wo könnt’s noch schöner sein?

 

Der Wellen Schlag wie Orgelklang

In Ohr und Herz mir klingt,

Des Windes weh'n wie Chorgesang

Die reine Luft durchdringt!

 

Die Sonne wie mit Goldesglanz

Den ganzen Tempel Schmückt,

Die Muscheln bunt — ein Blumenkranz,

Für den Altar gepflückt!

 

Auch das Altarbild fehlt hier nicht,

Die Seele sieht's so klar,

Wie kein's so lieb wie kein's so licht,

So rein und hold fürwahr!

 

Maria ist's, die Jungfrau hehr,

Voll Milde und voll Macht,

Der helle Stern auf weitem Meer,

Das Licht in Noth und Nacht!

 

Zu ihr, der reinen Magd des Herrn,

Schwingt hoch das Herz sich fort:

O leucht’, du milder Meeresstern,

Auch mir zum ew’gen Port!

 

 

 

Der Lerche Lied — zur Lehr' im Leid!

Cordula Peregrina (C. Wöhler)

 

Wie wolkenschwer der Himmel,

Wie nebelgrau die Welt,

Und still — gleich Schmerzensthränen —

Der Regen niederfällt,

So schwer, als hätte nimmer

Der Sonne Strahl gelacht,

So sehr, als blieb' es immer

Fortan nun dunkle Nacht!

 

Doch sieh'! was steigt nach oben?

Ein jubelnd' Lerchenpaar!

So voll von Gottesloben,

So süß und sangesklar

Mit hellen Wonneklängen

Preis't es den Herrn der Welt,

Ob schwarz auch Wolken hängen,

Ob schwer auch Regen fällt!

 

Singt's nicht vom Licht der Sonne,

Das einst so hell gelacht,

Das bald — zu Aller Wonne —

Erstrahlt in neuer Pracht?

Singt's nicht von einem Hoffen,

Das Alles überlebt,

Den Himmel selbst steht offen,

Wenn man sein Grab ihm gräbt?

 

Das sagt dies Lerchensingen

Mir süß in Seel' und Ohr,

Und stille Thränen ringen

Zum Auge sich hervor.

Ja, weinen kann ich wieder,

Weich wird der starre Schmerz, —

Die Thrähne fällt hernieder,

Zu Gott fliegt hoch das Herz'

 

*

 

Himmelsblau.

Cordula Peregrina (C. Wöhler) 

 

Wieder zieht's voll Sehnsucht mich,

Hin nach Oben zu schauen,

Wieder senkt das Auge sich

In den Himmel, den blauen!

 

O dies wundersame Blau!

Wer es nur könnte ergründen?

 Fühl' ich doch — je mehr ich schau', —

Heißes Weh sich entzünden!

 

Und dies Weh — von Jahr

Heißer flammt es und höher,

Und dies Blau, so rein und klar,

Heller winkt mir's und näher!

 

Bis es ganz sich senkt herab

In der letzten der Stunden,

Bis ich einst — nach Tod und Grab —

Heimathsrecht dort gefunden!

 

O dies wundersame Blau!

Jetzt noch seh' ich's von weiten,

Doch wie tief hinein ich Schau',

Schnell die Stunden entgleiten.

 

Und die letzte auch einmal

Kommt mir — heut oder morgen, —

                   Dann — im lichten Himmelssaal —                  

Bin ich auf ewig geborgen!

 

Uns’re schönsten Lieder

 

(Gedichtet als Geleitsbrief zu einem Prachtwerk:

„Uns’re schönsten Lieder“)

Cordula Peregrina ( C. Wöhler)

 

Ja, das sind uns're schönsten Lieder,

Die Glaube, Liebe Hoffnung singt,

Aus deren Ton der Himmel wieder

In reinster Harmonie erklingt,

Die hoch sich — wie auf Seraphschwingen —

Erheben bis zu Salems Thor,

Und neu der Welt hernieder bringen

Was sie im Alltagsstaub verlor!

 

Ja, das sind uns're schönsten Lieder,

Die was da gut und recht und rein

In jede Seele legen nieder,

In alle Herzen pflanzen ein,

Zu heil'ger Lieb' für jede Tugend,

Zu hohem Sinn und festem Muth

Begeisternd schon die zarte Jugend,

Ihr sichernd so das beste Gut!

 

Ja, das sind uns're schönsten Lieder,

Die für das theure Vaterland,

Für Recht und Ruhm entflammen wieder

|Jedwedes Herz zu heil'gem Brand!

Wie Arndt und Körner einst gesungen

So feurig frisch, so herrlich hehr,

Bis siegreich jeder Feind bezwungen,

Erneu't ganz Deutschlands Ruhm und Ehr'.

 

Ja, das sind uns're schönsten Lieder,

Die reiner Liebe still' Erblüh'n

In junger Brust besingen wieder,

Der Brautzeit Glück, der Myrthe Grün!

Die singen von der Ehe Segen,

Von Frauentreu' und Manneswerth,

Von Freundschaftsglück und Friedenswegen,

Vom trauten, heimathlichen Herd!

 

Ja, das sind uns're Schönsten Lieder,

Die all' den Z a u b e r der Natur

Dem trunk'nen Blick erschließen wieder:

Den hohen Wald, die stille Flur,

Das weite Meer, die frische Quelle,

Der Alpen Schnee, der Almen Grün,

Am Felsenhang die Bergkapelle,

An Baches Rand des Veilchens Blüh'n!

 

So singen uns're schönsten Lieder

Von Allem denn, was hehr und wahr,

Und klingen rings auf Erden wieder

Wie Glockenklang so voll und klar,

Wie Engelssang, wie Geistertöne,

Wie Gruß aus jener besser'n Welt,

Woher es stammt, das ewig Schöne,

Das unser Herz erhebt, erhellt!

 

So singt und klingt, ihr, schönsten, Lieder,

Denn weiter — bis zum Schluß der Zeit,

Und bringt in alle Herzen wieder

Ein Heimweh nach der Ewigkeit;

Bis dort ihr selig sollt verklingen

In Sieg'sgesang und Jubelton,

Und Preis und Ruhm und Ehre bringen

Gott und dem Lamm vor Seinem Thron!

 *

Himmelfahrt.

 Cordula Peregrina ( C. Wöhler)

„Er ist aufgefahren in die Höhe und hat Gaben

den Menschen ausgetheilt!“ Eph 4, 8.

 

Himmelfahrt — o Heimwehtag,

Mehr als alle andern,

Wo das Herz auf Erden mag

Kaum noch länger wandern,

Wo es über Zeit und Raum

Hoch sich möcht' erheben,

Und in Stiller Sehnsucht Traum

Schon dort oben leben!

 

Himmelfahrt — o Thränenfest! —

Heiß wie nie sie fluthen;

Er, der heut die Welt verläßt,

Weckt des Herzens Gluthen,

Zieht es nach so stark, wie still,

Lockt's, so lieb und leise,

Daß es nichts mehr wissen will,

Welt, von Deiner Weise!

 

Himmelfahrt — o Herzensnoth,

Wenn getrennt vom Einen! —

Doch Er bleibt als Lebensbrot

Dennoch bei den Seinen!

Weicht Sein Anferstehungsbild

Heut auch vom Altare, —

Immer schlägt so treu und mild

Dort Sein Herz, das wahre!

 

Himmelfahrt, — o Todesnacht,

Schien' die ew'ge Sonne

Nimmer uns in Glanz und Pracht, —

Weg dann Wohl und Wonne!

Ach die Osterkerze brennt

Wohl zum letzten Male,

Doch vom ew'gen Licht uns trennt

Nichts im Erdenthale!

 

Himmelfahrt — o Flammenfleh'n

Heut auf allen Wegen,

Daß Er nicht mög' von uns geh'n

Ohne Seinen Segen! —

Ach, Er geht, doch Priesterhand

Darf Ihn täglich halten

Segnend über Stadt und Land

Noch in Brot'sgestalten!

 

Himmelfahrt — o Trennungsschmerz,

Schwer, wie nie ein Leiden,

Seh'n das allerliebste Herz

Von der Welt wir scheiden!

Doch dies Herz im Brot'sgenuß

Will sich ganz uns geben,

Und Sein süßer Friedenskuß

Leib und Seel' beleben!

 

Himmelfahrt  - o Abschiedsschwur

Den der Welt wir leisten;

Sehnt sich doch nach Edens Flur

Unser Herz am meisten!

Ach die Welt vermag ja nicht,

Recht uns zu beglücken,

Nur des Himmels Lohn und Licht

Kann das Herz entzücken!

 

Himmelfahrt, o Liebesband.

Heut geknüpft aufs Neue

Mit dem ew'gen Heimatland,

Wo Er thront, der Treue,

Der uns heut nur gieng voraus,

Platz uns zu bereiten, Uns in's wahre Vaterhaus

Mild einst zu geleiten!

 

Himmelfahrt, — o Sieg'sgesang

Heut aus allen Herzen!

Er, der Tod und Grab bezwang,

Stillt auch Uns’re Schmerzen,

Heilt — nach guter Hirten Art —

Seiner Schäflein Wunde,

Hilft zu sel'ger Himmelfahrt

Uns in letzter Stunde!

 

Himmelfahrt — o Hei'sgewinn,

Den heut froh wir hoffen,

Seh'n — im Leid des Lebens d'rin —

Schon den Himmel offen!

Herr, mein Hirt, ich bitte Dich,

Still' mein heiß' Verlangen,

Laß im Land des Lichtes mich

Bald doch Dich umfangen!

 *

 

 

 Gedichte von Cordula Peregrina (C. Wöhler). 

 

Ich schrieb sie, wie sie im Gedichtband stehen.  In der Rechtschreibung von 1899

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein weiterer Gedichtband von Cordula Peregrina (C. Wöhler)

 

Was das Ewige Licht erzählt.

 

Gedichte 

über das Allerheiligste Altarsacrament.

 

Vierzehnte verbesserte und vermehrte Auflage.

 

Innsbruck.

Druck und Verlag von Fel. Rauch.

1902

 

                                                                 

 

 

  

"Nehmen und Geben"

 

"Aus Seinem Herzen."

 

Der Winter.

 

 

"Leid und Trost"

Von Cordula Peregrina (C. Wöhler)

 

Fragst du oft in bangen Stunden: " Warum ist mir das gescheh'n?

Warum muß ich diese Pfade, die so reich an Dornen, geh'n?"

Arme Seele, dann wähle die ein Plätzchen am Altar,

Dorthin trage deine Frage, leg' sie Seinem Herzen dar!

 

Und du wirst die Antwort hören: "Weil mein Herz so sehr dich liebt,

Darum Theil an Seinen Schmerzen dir in reichem Maß es gibt,

Nur aus Liebe mach' Ich dir die Welt, - aus reiner Huld

Schenk' Ich Leiden dir statt Freuden, aber Kraft auch  und Geduld."

 

"Sag Mir, wann die größte Liebe wohl ein Mutterherz durchzieht?

Ist's nicht dort, wo sie am Bettlein ihres kranken Kindes kniet?

Seine Schmerzen fühlt im Herzen doppelt sie und dreifach dann,

Ja, sie weichet nicht, und reichet Hilf' und Trost ihm, wo sie kann!"

 

"So du liebe Menschenseele, so umfasst auch dich Mein Herz

Jetzt mit wunderbarer Liebe, theilt und heilt all' deinen Schmerz,

In gesunden Glückesstunden war Ich nie so nahe dir,

Doch verborgen in den Sorgen und im Kreuz - jetzt steh' Ich hier!"

 

"Willst du Mir die Tür nicht öffnen, willst du nicht Mich lassen ein?

Nachtthau netzt mir Haut und Haare, und Mein Herz fühlt sich allein!

Liebe Seele, du erwählst doch das Kreuz aus Meiner Hand,

Das ich heute dir bereite und dir biet' als Liebespfand!"

 

 Sieh, so klingt es süß und leise vom Altar in's bange Herz,

Welches dort sich auszuweinen kam in Lieb' und heißem Schmerz,

 Traurig kam es, freudig nahm es Trost und Frieden mit sich fort,

All' sein Bangen ist vergangen ob des Herrn so süßem Wort!  - 

 

O du Herz voll Leid und Liebe, wunderbares Herz des Herrn,

Wer von Deiner Lieb' entzündet, trägt das Kreuz getrost und gern;

Alle Klagen, alle Fragen werden still beim ew'gen Licht,

Und die Seele, - was ihr fehle - glaubensstark ihr "Fiat" spricht.

                                                                      Fiat: Zustimmung, Genehmigung.

 

 

 

 

"Nehmen und Geben"

Von Cordula Peregrina (C. Wöhler)

 

Was Du mir nahmst, mein Herr und Gott,

Ich hab's beweint mit tausend Zähren,

Und doch, wie war es mir so noth,

Mein Herz von Erdenlieb zu leeren!

Jetzt seh' ich's immer klarer ein:

Ich mußt' mich von so Vielem trennen,

Um ungetheilt mich dir zu weih'n

Um ganz mich Deine Braut zu nennen!

 

Was Du mir gabst, mein Herr und Gott,

Wohl kann ich's noch nicht ganz erfassen,

Doch litt' lieber Qual und Tod,

Als je von diesem Kleinod lassen!

Oft zieht es in den Staub mich tief,

Und möcht' ich lang' und still dort weinen,

Daß mich - mich! - Herr, Dein Wort berief,

Daß ich mich durft' der Kirche einen.

 

Was Du mir nahmst, mein Herr und Gott,

Trug war's und Schein, nur bunte Scherben!

Genommen hätt's mir einst der Tod,

Genossen hätt' ich's zum Verderben;

Und ob ich's damals nicht verstand, -

Hernach, da hab ich's wohl erfahren,

Wie gnadenliebreich Deine Hand

Vor ew'gem Weh mich wollt' bewahren!

 

 Was Du mir gabst, mein Herr und Gott,

O, kann es je ein Mund verkünden?

An jedem Tag des Himmels Brot,

So oft Vergebung meiner Sünden!

Mit Dir desselben Hauses Dach,

In Dir den Quell der reinsten Wonnen,

Durch Dich Ersatz - o Tausendfach! -

Für Das, worin sich And're sonnen! 

 

 Was Du mir nahmst, was Du mir gabst,

Ich will es bis zum Tod Dir danken,

Und weil Du mich so freundlich labst,

Mich immer fester um Dich ranken.

O Herr, die Blume will ich sein,.

Die still hier am Altar darf blühen,

Die Lampe, die mit lichtem Schein

So Tag wie Nacht nur Dir darf glühen!

 

Was Du mir gabst, was Du mir nahmst,

Ich will es noch im Himmel preisen,

Daß zu mir armen Kind' Du kamst,

Durch Beides mich zu Dir zu weisen  

Ach, nimm nur Alles noch von mir,

Was Deiner Liebe noch entgegen,

Und gib mir alles, was ich Dir

Als Opfer mag zu Füßen legen. 

 

 

 

 

"Aus Seinem Herzen."

Von Cordula Peregrina (C. Wöhler)

 

Was da kommt aus Seinem Herzen, -

Sei es Leben oder Tod,

Bring' es Freude oder Schmerzen -

Ist das Eine, was mir noth!

Warum sollt' ich denn noch klagen?

Kenn' ich doch das Herz des Herrn,

Das aus Liebe pflegt zu schlagen,

Und im Leid nie mir fern!

 

Was da kommt aus Seinem Herzen,

Sei es Armuth, sei's Gewinn,

Wohlsein oder Krankheitsschmerzen,

Alles nehm' ich willig hin;

Weiß er doch am allerbesten,

Was zu meiner Seele Heil,

Denn ihr Glück ist oft am größten

Wenn das Kreuz ihr täglich' Theil!

 

Was kommt aus Seinem Herzen,

Sei es Liebe, Sei es Leid,

Ruhe oder Seelenschmerzen, -

Ist mir recht zu jeder Zeit!

Niemals will ich selber wählen,

Was er will ist meine Wahl,

Und an Keinem wird's mir fehlen,

Scheint mir Seiner Liebe Strahl!

 

Was da kommt aus Seinem Herzen

Soll d'rum jeder Zeit gescheh'n,

Müßt' ich auch in bittern Schmerzen

Einsam durch das Leben geh'n;

Wenn das Liebste mich verlassen,

Das mir einst zur Seite stand,

Will ich um so fester fassen

Meines Heilands Herz und Hand!

 

O ich weiß in Seinem Herzen

Wohnt nur Liebe, Lieb' so heiß,

Daß sie alle Erdenschmerzen,

Reichlich zu versüßen weiß!

Hätt' das Schwerste mich getroffen,

Schiene aller Trost auch fern,

Dennoch seh' den Himmel offen

Ich im Herzen meines Herrn!

 

Und so bleib in Seinem Herzen

Ich bei Tag und bei Nacht,

Dieses Lebenslust und Schmerzen

Geb' ich dorten wenig Acht!

Was da kommt, ich bin's zufrieden,

Wie und wann es Ihm gefällt, -

Wahrlich, so ist mir beschieden

Schon der Himmel auf der Welt! 

 

 

 

*

Der Winter.

Von Cordula Peregrina (C. Wöhler

 

Der Winter ist ein harter Mann! –

Schaut nur die Welt, die weite, an,

Wie kalt und fahl ist's weit und breit,

Die Flur wie todt und zugeschneit;

Kein Vöglein singt im Tannenwald,

Dem kleinen Volk ist's viel zu kalt,

Es senkt sich mancher kahle Ast –

Von Schnee gebeugt - zu Boden fast!

 

Der Winter ist ein karger Mann!

Seht nur die armen Leute an!

Im Hüttchen dort weilt bitt're Noth,

Zur Nahrung kaum ein Stücklein Brot!

Die Kammer öd' und kalt und leer,

Im Ofen, ach! kein Feuer mehr! –

Unheimlich heult des Windes Ton,

Dringt durch's zerbroch'ne Fenster schon!

 

Der Winter ift ein harter Mann,

O schaut die Zwei im Walde an!

Es trieb sie bitt're Noth hinaus

Aus dem so kalten kleinen Haus.

Jetzt knie'n beim C r u c i f i x sie dort,

Die Thräne fließt, - es schweigt das Wort! –

Gekreuzigter, Dir sei's geklagt,

Das Weh' das Beider Herz zernagt!

 

Der Winter ist ein ernster Mann,

Er treibt die reichen Leute an,

Daß sie des WohIthuns heil'ge Pflicht

Zumal doch j e tz t vergessen nicht!

Ach, so viel A r m u t h weit und breit, -

Hier fehlt das Brot, dort warmes Kleid;

Manch, armes Kind weint bitterlich; -

Du Reicher, hilf! erbarme Dich!

 

Der Winter ist ein strenger Mann,

Er klagt bei Gott euch Reichen an,

Wenn Ihr der Armuth Thränen seht,

Und ungerührt vorüber geht.

Der Reichthum wird euch zum Gericht,

Wenn Ihr ihn recht benützet nicht,

Wenn liebend Ihr - mit Hand und Herz –

Nicht lindern wollt der Armuth Schmerz!

 

Der Winter ist ein guter Mann,

Er weist ein weites Feld uns an,

Auf daß der Liebe heil'ge Saat

Werd' ausgesä't in edler That!

Wer diesen Acker  g u t bestellt,

Der übt ein Werk, das Gott gefällt,

Und erntet - nach des Höchsten Wort –

Die reichste Frucht im Himmel dort.

 

Dem Winter folgt ein Lenz zuletzt,

Wo Alles euch der Herr ersetzt;

D'rum steut die Saat getrost nur aus

Jetzt in der Armuth Hand und Haus;

Kein Körnlein euch verloren geht;

Hier lohnt der Armen fromm' Gebet,

Und sterbt ihr einst, erschließt sogleich

Es droben euch das Himmelreich!

 

*

 Nach oben